Muslimisch und homosexuell zu sein bedeutet für viele junge Menschen aus konservativen Haushalten Konfliktpotenzial. Nicht selten werden Jugendliche nach dem „Outing“ von Familien verstoßen oder sogar mit dem Tod bedroht. Auch Düsseldorfer Lehrerinnen und Lehrer sehen sich immer wieder mit dem schwierigen Feld Sexualität und Islam in ihren Klassen konfrontiert. Vorurteile und schlichte Unkenntnis der Lebensrealitäten der muslimischen Schülerinnen und Schüler verunsichern Sie zudem.

Um hier Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen aus Düsseldorf weiterzubilden, veranstaltet der Verein Akzeptanz, Vertrauen, Perspektive mehrere Workshops. Heute erklärte Referentin Ayse Gerner, wie mit Gender Diversity im Islam und in muslimischen Familien umgegangen wird und warum dieser Umgang ein Problem sein kann. Gerner ist Ehe- und Familienberaterin und selbst praktizierende Muslima.

„Wie kommen muslimische Familien mit den Themen „Homosexualität & Transgender zurecht? Was bedeutet es queer und muslimisch zu sein? Wie sieht es um die Toleranz der Andersartigkeit in muslimischen Familien aus? In unserem Workshop geht es darum, die Denkweise und Hintergründe in muslimischen Familien zu verstehen, um daraus resultierend Handlungsimpulse zu generieren“, erklärt Gerner.

In vielen muslimischen Organisationen sind das alles Tabuthemen. Weder Imame, noch Seelsorgende oder Sozialarbeitende in den muslimischen Communitys haben eine zeitgemäße Bildung zur Sexualität im Jugendalter.

„Im muslimischen Kulturkreis wird sehr stark zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit unterschieden. Keinen Sex vor der Ehe ist da nur eines von vielen überholten Leitbilder. Angleichung ist da gar nicht gewollt. Viele muslimisch Familien sind mit den sexuellen Freiheiten in unserer Gesellschaft völlig überfordert,“ lässt die Referentin wissen.

Doch auch auf der anderen Seite -also bei den Teilnehmenden des Workshops- muss sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

„Als Schulsozialarbeiterin habe ich immer mehr mit muslimischem Schüler*innen zu tun und bin sehr froh, dass es solche Aufklärungsformate gibt. Ich weiss leider sehr wenig über den Islam. Jetzt fühle ich mich aber viel besser informiert und kann viel selbstsicherer mit den Mädels über vermeintliche Tabuthemen sprechen“, bedankt sich eine Schulsozialarbeiterin einer Düsseldorfer Gesamtschule.

Der heutige Workshop war somit auch Teil eines Lösungsansatzes. Ängste abbauen, Tabus durchbrechen und gegenseitig aufklären. Das ist das A und O einer friedlichen Aufklärung und Toleranz im muslimischen Kontext.

Am 30. Juni findet der letzte Workshop „Verbotene Liebe: Ein Leben zwischen Akzeptanz und Ehrenmord“ statt. Anmelden kann man sich einfach unter anmeldung@integrationavp.de.

Bleiben Sie mit uns in Verbindung: