Düsseldorf. Neulich hatte ein Verein in ein weißes Festzelt auf eine Wiese in Vennhausen eingeladen. Dort sollte die Grundsteinlegung für eine Kita gefeiert werden. Normalerweise ist so etwas eine nette aber auch irgendwie langweilige Angelegenheit. Ganz anders diesmal: Für den Auftritt der Redner wurde so laute und schmissige Musik aufgefahren, dass auch der schwächste Kreislauf auf Touren kam.

Und dann war da noch Vladimir Andrienko, der Moderator, ein schlanker Typ im schmal geschnittenen blauen Anzug, der mit kleinen Bemerkungen und spielerischen Einlagen die Leute zum Lachen brachte.

Immer wieder nahm er dabei sich und seine nicht ganz lehrbuchmäßige Redeweise aufs Korn: „Dreimal Genitiv, zwei davon richtig – das ist gut!“ Und als Erklärung: „Meine deutsche Sprache wurde nicht mit mir geboren.“

Ganz schön schlagfertig, denkt man und erfährt dann vom Nachbarn am Stehtisch, dass das kein Wunder sei. „Der ist doch Comedian.“

In der Tat ist Vladimir Andrienko schon lange als Comedian aktiv, allerdings in einer Szene, die hierzulande nur Insidern bekannt ist: Comedy Derby (oder auch Comedy Battle) kommt aus Russland und inszeniert diese verbale Kleinkunstform als Mannschaftssport. Als Vladimir Andrienko vor zwölf Jahren aus Kasachstan nach Düsseldorf kam, da war er bereits 22 Jahre alt. Er hatte dort als Geschichtslehrer gearbeitet, aber sein Abschluss wurde hierzulande nicht anerkannt. Aber er brachte seine Comedy-Erfahrungen mit. 2014 wurde er mit einer NRW-Auswahl Deutscher Vizemeister in Karlsruhe. Und sein Hobby kommt ihm bei seiner Arbeit mit Jugendlichen zugute.

Denn beim Verein AVP, der sich für die Integration von russischen und osteuropäischen Migranten in Düsseldorf engagiert und der auch der Träger für die neue Kita ist, leitet Vladimir Andrienko die Jugendabteilung. „Comedy Derby ist eine super Plattform für die Jugendarbeit“, sagt Andrienko.

Seit sechs Jahren betreut er Mannschaften für den Comedy-Wettstreit, der am 28. Juni ab 17 Uhr im Zakk als öffentliches Finale ausgetragen wird. Zu den wöchentlichen Proben kämen die Jugendlichen, um mit Freunden Spaß zu haben. „Aber um Spaß zu haben, muss man arbeiten“, sagt Andrienko. Oft sei es deshalb besser, wenn Freunde nicht in dieselbe Mannschaft gehen. Die gegenseitigen Erwartungen seien meist zu hoch und damit Enttäuschungen und Streit programmiert.

Talent sei gar nicht so wichtig, findet Andrienko. „Spontaneität kann man lernen.“ Das gleiche gilt für den Umgang mit Jugendlichen, die als schwierig und unmotiviert gelten. Entscheidend sei, ein Thema zu finden, das sie interessiert. In einem Punkt muss sich Vladimir Andrienko allerdings selbst stark motivieren: Weil er einen anerkannten deutschen Studienabschluss anstrebt, muss er sein langjähriges Studium der Sozialarbeit zu einem guten Ende bringen. Sonja Schmitz

Quelle: RP

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